Republik Polen - Landschaften und Kultur
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Gut ausgeschlafen und mit gefüllten Medien-Tanks (Kraftstoff u. Wasser) starteten wir so zur Südtour über den Löwentin-See in Richtung Tałter-Gewässer.
Die nördliche Tour ist eine landschaftlich schöne Tour. Viele Buchten laden zum Verweilen und baden ein. Die Strecke führt uns über den Löwentin-See, Mauersee, bis hin zur Stadt Węgorzewo (Angerburg). Auf dieser Tour müssen wir uns entscheiden für den Giżycko-Kanal oder Löwentiner-Kanal. Bei rechtzeitiger Information über die Brückenöffnungszeiten sollte es beim Giżycko-Kanal keine langen Wartezeiten geben, man muss nur die Ampel beachten, damit man nicht bei Rot fährt. Ansonsten bleibt nur der längere Weg über den Löwentiner-Kanal u. Schönberg-Kanal. Wir halten uns aber Links bei der Hafenausfahrt und fahren in Richtung Löwentiner-Kanal (Grün gekennzeichnet).
Auf dieser Tour werden wir vier Kanäle durchfahren, die alle sehr Hoch von Segelbooten frequentiert werden, da das Gebiet um den Mauersee ein beliebtes Segler-Paradies ist. Auch diese Kanäle sind (Ufer- u. Kaianlagen) sehr Stark in Mitleidenschaft gezogen und jetzt Teil des Kanal-Sanierungskonzeptes.
lfd. Nr. | Kanal-Name | Ort | Länge |
---|---|---|---|
1 | Giżycko-Kanal | zwischen Löwentin-See u. Kissain-See | 3500 m |
2 | Löwentiner-Kanal | zwischen Löwentin-See u. Tajty-See | 1218 m |
3 | Schönberg-Kanal | zwischen Tajty-See u. Kissain-See | 325 m |
4 | Schimonker-Kanal | zwischen Gr.Hensel-See u. Gr.Schimon-See | 2900 m |
5 | Miodunsker-Kanal | zwischen Gr.Schimon-See u. Kotteck-See | 1920 m |
6 | Grunewald-Kanal | zwischen Kotteck-See u. Tałto-See | 470 m |
7 | Tałty-Kanal | zwischen Tałto-See u. Tałty-See | 1600 m |
8 | Węgorzewski-Kanal | zwischen Mauersee u. Węgorzewo | 2180 m |
Nach dem Durchfahren des Löwentiner-Kanals müssten wir uns normalerweise Rechts halten, doch wir fahren nach Links um einen Abstecher in den Tayła-See zu machen. Natürlich kann man den Abstecher auch auf der Rückfahrt oder als gesonderte Tour machen.
An den Ufern des Tayła-See haben viele polnische Familie ihr Wochenendgrundstück errichtet und kleine Campingplätze ziehen sich entlang bis zur Spitze. Nach 6 Kilometern muss man aber mit einem Sportmotorboot wieder umdrehen, da der Rest nur für Segelboote (ohne Maschinenantrieb) frei ist.
Eine Rast an einem der vielen Schilfgürtel entlang des Sees ist aber immer möglich, um so die Sonne zu genießen oder ein Bad im See zu nehmen.
Nach diesem Abstecher fahren wir wieder raus auf den Kissainsee, in Richtung Dargeinen-See. Der Kurs führt uns Steuerbord zur Seeenge nach Kirsajty (Most Sztynorcki). Hinter der Brücke gibt es die Möglichkeit einer kleinen Rast (Bistro mit Steg). Bei uns geht es aber weiter in Richtung Kirsajty-See, rauf auf den großen Mauersee (Jezioro Mamry). Auch hier halten wir uns Steuerbord.
Nach einer knappen Stunde erreichen wir die Mündungseinfahrt vom Węgorzewski-Kanal. An dieser Mündungseinfahrt gibt es ein Freibad und einen Yachthafen, der aber einen sehr verlassenen Eindruck macht.
Wir fahren die knapp 2,2 km in Richtung Węgorzewo und bewundern die liebevoll angelegten Gärten und Wochenendgrundstücke entlang des Kanals. Beim Einfahren in den Stadthafenbereich von Węgorzewo heißt es mächtig aufpassen für Boote mit einem Tiefgang >1,10 Meter. Der Hafen ist leider stark versandet und mit Wasserpflanzen bewachsen. Es gibt nur einen sehr kurzen Kai mit maximal 4 Liegeplätzen. Man sollte nicht zu weit mit einer Motoryacht einfahren, da ein Wendemanöver sehr schwierig ist und etwas Erfahrung bedarf. Gegenüber des Kai befindet sich eine Tankstelle. Die im hinteren Hafenbereich liegende Gaststätte kann man nur mit einem Beiboot oder zu Fuß erreichen. Liegeplätze gibt es dort fast nicht, da die vorhandenen Plätze durch Mietboote belegt sind.
Angerburg (heute Węgorzewo) hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Bereits im Jahre 1335 wurde der Ort in einer Chronik erwähnt unter dem Namen "Angirburg". Damals aber nur bestehend aus einem Blockhaus, einer Palisade und einem Wachtum aus Holz. In Dokumenten von 1341 wird berichtet, dass bei der Angerburg zwölf Prußen wegen treuer Dienste mit Land an den Flüssen Worape und Angrabe vom Ritterorden belohnt wurden. Im Krieg gegen Litauen zerstörte der Großfürst Kynstudt 1363 die Angerburg. Der deutsche Ritterorden gewann zu dieser Zeit aber weiter an Einfluss und errichtete 30 Jahre später eine neue steinerne Burg, die der weiteren Erschließung des Landes dienen sollte. Die Gegend um die Angerburg besiedelte sich in den folgenden Jahren immer mehr. In den folgenden Jahrzehnten hatte die Stadt sehr unter Kriegen zu leiden (schwedisch-polnischen Krieg, Siebenjährigen Krieg, napoleonischen Kriegen, 1. und 2.Weltkrieg). Nach der Besetzung durch die "Rote Armee" wurde Angerburg unter polnische Verwaltung gestellt und in Węgobork umbenannt. 1946 erhielt die Stadt ihren heutigen Namen. Die verbliebenen deutschen Einwohner wurden vertrieben oder Zwangs umgesiedelt. Heute hat Węgorzewo rund 12.000 Einwohner und ist die letzte große Stadt vor der russischen Grenze zu Kaliningrad (seit 1946 russisch Калинингра́д und bis 1946 Königsberg).
Entweder fährt man am gleichen Tag zurück, oder aber man übernachtet im Hafen (20,00 € - Hafengebühr) von Węgorzewo, um einen Bummel durch die großen Parkanlagen zu unternehmen und eine der 4 Kirchen zu besichtigen.
Bearbeitungsstand: 26.09.2020
Copyright-Hinweise:
Luftbild vom Węgorzewski-Kanal (Robert Elak)