Buchvorstellung: Matthes
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Buch von Werner Heiduczek
Illustration von Werner Schinko
Erschienen im Kinderbuchverlag Berlin
1965
Buch von Werner Heiduczek
Illustration von Werner Schinko
Erschienen im Kinderbuchverlag Berlin 1965
Matthes war ein Held. Er konnte auf den zugespitzten Latten des Schulzaunes zwei Minuten lang im Handstand stehen. Zwei Minuten, das kann länger sein, als das Leben einer Schildkröte, vor allem wenn das Blut aus dem Körper in den Kopf läuft und das trockene Holz sich in die Hände bohrt. Borgers hielt es nicht so lange aus. Und Matthes stand dann immer bei seinen Versuchen dabei, schob die Unterlippe vor, grinste und warf mit einer Kopfbewegung sein Haar aus der Stirn.
"Gib nicht so an", meinte Borgers eines Tages und rieb sich die schmerzenden Hände vor der Brust, "das schaff ich auch noch, und überhaupt, das ist ein blödes Spiel."
"Also hör dir das an, hä, hä!" lachte der Rotkopf. "Matthes kann's eben besser, hä, hä."
"Hä, hä", äffte Borgers wütend dem langen, dürren Kerl nach, "hä, hä, halt die Fresse!"
Der Rotkopf wurde still. Er hob nur die Schultern, daß sich sein dünner Hals dazwischen verbergen konnte, und meinte: "Lachen wird man ja noch dürfen, nicht?"
Der vierte im Bunde war Kalle. Er hatte schwarzes Haar, hellblaue Augen und war ein Dichter.
"Der wird mal etwas ganz Besonderes", sagte seine Mutter. Sie tat alles, was der Junge wünschte. "Der Bursche wird mir ein rechter Fatzke", schimpfte der Vater, "setz du ihm noch Flausen in den Kopf."
Kalle machte die Kunststücke auf dem Schulzaun nicht mit. Er hatte keinen Ehrgeiz, sich das Holz in die Hände zu treiben. Er saß lieber auf einem Stein und stützte das Kinn in die Hände. Dabei machte er Verse auf Matthes und Borgers...
Matthes, Borgers, der Rotkopf und Kalle erleben die letzten Tage des 2.Weltkriegs als 14jährige im kleinen Dorf Athelsdorf. Als Mitglieder des Jungvolkes, einem Teil der Jugendorganisation der Hitler-Jugend, träumten sie vom großen Einsatz an der Front. Sie wollten was erleben und ihren Mut unter Beweis stellen. In den letzten Apriltagen tauchte plötzlich SS im Dorf auf. Sie wollten hier die letzte Frontlinie errichten und hofften auf die Unterstützung des Ortsbauernführers. Eines Nachts verschwanden die polnischen Fremdarbeiter und eine Treibjagd begann. Matthes und die anderen Jungen fanden sich plötzlich im Schützengraben wieder, das grollen der Front rückte immer näher und damit auch der Russe.
Dann war der Krieg zu Ende, damit auch die großen Ideen und der Mut. Wie sollte es weiter gehen und was wird aus den Idealen? Ruhe wollte nicht ins Dorf einziehen, den immer mehr Flüchtlinge kamen in den Ort. Und damit auch der Sommer mit seinen Sorgen und Nöten. Für Matthes bricht eine Welt zusammen, sein Freund Borges wird ermordet, er flüchtet aus dem Dorf, kommt ins Gefängnis und lernt das Mädchen Hanka kennen. Dann taucht der neue Bürgermeister im Dorf auf und Matthes wurde Regisseur einer Theatergruppe.
Bearbeitungsstand: 16.06.2024