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„Wenn Einer eine Reise tut, dann kann er was erleben!“

(Thema aktuell bis - 2035)

So oder ähnlich sagt es jedenfalls ein Sprichwort. Und in Zeiten des 9-Euro-Tickets bewahrheitet sich diese Aussage sehr wohl. Aber der Reihe nach. Natürlich nutze ich dieses attraktive Angebot der Bundesregierung auch, da es ein kleiner Beitrag bei der Bewältigung der Klima-Probleme sein kann. Unsere Verkehrsverbunde in Deutschland und die Deutsche Bahn AG (DB) hatten genügend Zeit, sich auf diesen Fall vorzubereiten. Doch leider ist dem nicht so. Bei den kleinen Gesellschaften klappt das noch so einigermaßen, aber bei der DB herrscht einfach nur Chaos und Verwirrung, gepaart mit stupider Gleichgültigkeit.

Ich bin zwar kein Pendler oder Vielfahrer, aber übers Jahr gesehen, fahre ich doch schon öfter mit dem Zug. Meist dann natürlich im Fernverkehr und 1. Klasse! Da fängt das Problem aber an...!

In den Regional-Zügen (RE=Regionalexpress) werden bedingt Plätze in der 1.Klasse angeboten. Da aber das Service-Personal seit der Corona-Pandemie so gut wie nicht mehr kontrolliert, werden diese Sitzplätze auch von vielen Fahrgästen mit einem 2.Klasse-Ticket belegt (da die Plätze in der 2.Klasse schon lange nicht mehr ausreichen). Somit hat der Fahrgast eines 1.Klasse-Ticket schon ein Nachsehen und muss stehen. Das zweite Problem besteht in den unterschiedlichen Reglungen der Bundesländer bezüglich einer Maskenpflicht im öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Berlin-Brandenburg schreibt zurzeit eine FFP2 vor. Doch von den meisten Berlin-Brandenburgern wird nur eine OP-Maske getragen, da viele sich in ihrer persönlichen Freiheit gegängelt fühlen. Und wenn diese Maske getragen wird, dann nur halbherzig unter dem Kinn.

Durch die zurzeit vorherrschende Überbelegung und Beanspruchung der Züge zeigen sich schnell auch viele technische Mängel (vielleicht der schlechten technischen Wartung geschuldet). Bereits in Berlin war unser Zug defekt und blieb am Bahnhof-Zoo stehen. Durchsagen vom Service-Personal waren nicht zu verstehen, da nach drei Wörtern die Lautsprecher im Zug versagten. Erst nach 30 Minuten sickerten Informationen durch, dass der Zug nicht weiter fährt. Anschlussverbindungen waren damit erst einmal erledigt, da Züge im Fernverkehr nicht den Bahnhof-Zoo anfahren. Doch eine Weiterfahrt nach Berlin-Spandau (nächster Haltepunkt für Züge im Fernverkehr) war nicht so einfach. Züge der Regionalbahn konnten nicht weiterfahren, da sich die Türen wegen Überfüllung nicht schließen ließen.

Irgendwie bin ich dann doch noch nach Köln gekommen und konnte meinen Termin wahrnehmen. Doch die Rückfahrt mit dem ICE 947 war noch aufregender und zugleich spannend. Gleichzeitig mit mir stieg ein junger Mann (ich schätze in auf 28) in den 1.Klasse-Wagon 27 und belegte einen vierer Bereich, indem er seine Utensilien aus dem Rucksack großzügig auf alle Sitzplätze und Tisch verteilte. Ab diesen Zeitpunkt trug er auch keine Maske mehr. Kurz nach der Ausfahrt vom Hauptbahnhof Köln wurden die Fahrausweise kontrolliert. Der junge Mann wies sich mit einer BahnCard 100 aus und machten auch keine Anstalten sich eine Maske überzustreifen. Vom Zugbegleiter wurden auch keine Forderungen diesbezüglich gestellt.

Nach einem lauten und langem Telefonat begann der junge Mann plötzlich mit Sportübungen, die sich über das gesamte Abteil erstreckten. Er lief über 3 Stunden den Gang hoch und runter, machte Stretching-Übungen mit Gummibändern und bereitete sich aus mitgebrachten Tüten ein Abendessen zu. Entsprechend sah auch der Tisch und die Toilette aus. Das zog sich bis Berlin-Hauptbahnhof hin und vom Zugbegleitpersonal kein Wort. Andere Fahrgäste waren Nebensache und komischerweise regte sich auch kein Fahrgast auf.

Wenn das die neue Reisekultur in der 1.Klasse bei der Deutschen Bahn ist, sollte man den Jahrespreis für die BahnCard 100 ruhig auf 18.100 Euro erhöhen. Vielleicht werden dann solche Typen abgehalten, aber vielleicht auch nicht. Es gibt auch noch die Möglichkeit, dass es sich bei diesem jungen (dunkelhaarigen) Mann um einen Promi handelte, den ich nur nicht kannte (als Otto-Normal-Verbraucher).

Mein Fazit:

• überfüllte Züge und kein Sitzplatz, trotz 1.Klasse-Ticket
• keine Kontrolle der Fahrausweise in den Zügen (RE/RB)
• keine Kontrolle zur Einhaltung der Maskenpflicht
• keine einheitlichen Reglungen im öffentlichen Zug-Verkehr
• viele technische Mängel in den Zügen des Nah- und Fernverkehrs
• schlechter Service der DB im Fernverkehr

 

 

 

Bearbeitungsstand: 20.07.2022